Gewichtete lineare Summation
Fallbeispiel St. Gittal
Der folgende Abschnitt untersucht die gewichtete Verschneidung am
Beispiel des Wolfslebensraumes in St. Gittal noch etwas genauer. Im Hinblick auf
eine realistischere Modellierung der geeigneten Lebensräume verwendet das
folgende Beispiel nicht mehr bloss binäre Eingangsdaten wie die Boolesche
Verschneidung, sondern Ratiodaten:
- Vegetationsdichte anstelle „Wald/Nicht-Wald“
- Hangneigung anstelle „steil/nicht-steil“
- Bevölkerungsdichte anstelle „Siedlung/Nicht-Siedlung“
Der wohl einfachste Ansatz für eine gewichtete Verschneidung bildet die
gewichtete lineare Summation im Rastermodell. Die
folgenden Punkte zeigen das Standardvorgehen bei der Anwendung dieses
Algorithmus:
- Kriterienwahl: Der erste Schritt besteht in der Wahl
der Kriterien, die den gesuchten Raum charakterisieren.
- Standardisierung: Nun müssen die unterschiedlichen
Messskalen der Eingangsdatensätze aufeinander abgestimmt werden. Es wenig
sinnvoll, die prozentuale Hangneigung direkt mit einer Bevölkerungsdichte zu verrechnen.
Deshalb weist man den Eingangsdaten völlig verschiedene Einheiten einer
standardisierten numerischen Indexskala zu (beispielsweise 0–1, 0–100,
0–255). Daraus folgt, dass die Werte der resultierenden Eignungsebenen keine
Einheiten mehr tragen, sondern lediglich einen numerischen Eignungsindex.
Die Zuordnung der Eingangswerte auf die Indexskala kann auf verschiedene
Weise erfolgen, am einfachsten ist eine lineare Zuordnung. Bei der
gewichteten Verschneidung bezeichnet die Standardisierung die Übersetzung der heterogenen
Eingangsdaten in eine für alle Ebenen einheitliche Skala.
- Verteilung der Gewichte: Weiter erhält jede
Informationsebene einen Multiplikator, ein Gewicht. Die Gewichte
widerspiegeln die relative Bedeutung der Informationsebenen zueinander. Die
wichtigste Ebene erhält das grösste Gewicht. Die richtige Wahl der Gewichte
wird in „Bestimmung der Gewichte“ behandelt.
- Anwendung des Algorithmus: Beim Algorithmus der gewichteten linearen
Summation werden alle Rasterzellen einer Informationsebene mit ihrem Gewicht
multipliziert und die Ebenen anschliessend addiert. In der resultierenden
Eignungsebene weisen die geeigneten Rasterzellen hohe, die ungeeigneten
hingegen tiefe Werte auf.
Diese Animation gibt Ihnen die Möglichkeit, selbst für die
Gemeinde St. Gittal eine Eignungsanalyse zur Bestimmung potenzieller Lebensräume
für den Wolf durchzuführen. Bestimmen Sie, wie die Eingangs-Layer standardisiert
und gewichtet werden sollen.
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- Kriterienwahl: Sie haben bereits früher gelesen, dass
der Wolf dichte Vegetation und steiles, steiniges Gelände bevorzugt. Neu
können Sie nun auch berücksichtigen, dass er die Nähe zur Siedlung eher
meidet. Folgende Informationsebenen stehen Ihnen zur Verfügung:
- Walddichte (oberste Zeile): 4 Bewuchskategorien: unbewachsen (0%) wenig bewachsen (40%), stark bewachsen (60%), und total bewachsen
(100%).
- Hangneigung (mittlere Zeile): 3 Hangneigungskategorien: gering (10), mittel (20), und hoch (30).
- Siedlungsdichte (unterste Zeile): 3 Kategorien der Siedlungsdichte: unbesiedelt (0), dünn besiedelt (100), und dicht besiedelt (200).
- Standardisierung: Alle Eingaberaster müssen nun auf
den Wertebereich von 0 bis 1 umgerechnet werden. In der Animation müssen Sie
die Werte 0 und 1 in die dafür vorgesehenen Felder eintragen. Beachten Sie,
dass bei gewissen Themenebenen zusätzlich zur Standardisierung auch noch der
Wertebereich invertiert werden muss. Dies geschieht immer dann, wenn ein
hoher Wert der Eingangsebene ungeeignet für den Wolf ist und deshalb den
Wert 0 erhalten muss.
- Verteilung der Gewichte: Nun müssen Sie als
Wolfsexperte oder -expertin den einzelnen Ebenen Gewichte zuweisen. Tragen Sie dazu die
Gewichte in die gewichtssteinförmigen Felder ein. Weisen Sie dem schützenden
Wald die grösste Bedeutung zu und gewichten Sie die Waldebene mit 5. Die
Hangneigung erhält das Gewicht 3, die unbesiedelten Gebiete das Gewicht 2.
- Anwendung des Algorithmus: Die gesuchte Eignungsebene
ergibt sich aus der Multiplikation der Ebenen mit ihren Gewichten und der
abschliessenden Summation der Ebenen. Ein Klick auf die Taste „Berechnen“
liefert die Resultate. Die nach den getroffenen Annahmen geeignetsten
Lebensräume für den Wolf weisen nun die Werte zwischen 7,5 und 8,5 auf.
Ungeeignete Gebiete tragen tiefe Werte bis hin zu ungeeignet (= 0).
Nun liegt es an Ihnen, weitere Standardisierungen und Gewichtungen
auszuprobieren. Experimentieren Sie mit extremen Gewichtsverteilungen. Achten
Sie jeweils darauf, wie sich die resultierende Eignungskarte verändert und
interpretieren Sie die Resultate.