Anhand Banddiagramm- und Vektorkarten kann mit Hilfe von Bändern oder
Vektoren (Pfeilen) aufgezeigt werden, wie viel von was in welcher Zeit oder
Geschwindigkeit von wo nach wo auf welchem Weg und in welche Richtung
transportiert oder bewegt wird. Meistens wird nicht auf alle diese Fragen
eingegangen, sondern lediglich die relevanten Informationen herausgepickt. Der
Unterschied zwischen Banddiagramm- und Vektorkarten liegt unter anderem in der
unterschiedlichen Gewichtung der genannten möglichen Aussagen.
Beispiel einer Banddiagrammkarte (Michael 2002)
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Beispiel einer Vektorkarte (Michael 2002)
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Die Unterscheidung zwischen Vektor- und Banddarstellungen ist nicht immer einfach. Oft treten kombinierte Varianten auf. Aus diesem Grund werden diese beiden Kartentypen in diesem Kapitel gemeinsam besprochen.
Im Folgenden werden die einzelnen Aspekte von Banddiagramm- und Vektorkarten genauer erläutert.
In Banddiagramm- und Vektorkarten werden Bewegungen und Transporte anhand von eindeutigen Signaturen unterschieden. Die Signaturen können sich im Farbton, der Strichstärke, Helligkeit und Textur unterscheiden.
Die Menge der transportierten oder bewegten Objekte ist eine der Kernaussagen eines Banddiagramms. Sie wird mit Hilfe der Breite der Bänder oder einer variierenden Anzahl parallel geführter Einheitslinien dargestellt (Imhof 1972, S. 96). Der Übergang zwischen verschiedenen Mengenwerten kann auf zwei Arten realisiert werden: Die Bandbreite ändert sich kontinuierlich oder stufenweise. Stufenweise Mengenänderungen entsprechen eher realen Transportsituationen und sind ebenfalls aus gestalterischer Sicht vorzuziehen. Kontinuierliche Veränderungen der Bandbreite werden vor allem zur Generalisierung von dicht aufeinander folgenden, stufenweisen Mengenänderungen verwendet. Zur Verdeutlichung der Transportmenge werden manchmal auch zusätzliche Symbole in oder auf den Bandsignaturen eingefügt.
In Vektorkarten ist der quantitative Wert der Bewegung häufig zweitrangig neben der Richtung und der Qualität der Vektoren, wie zum Beispiel bei Windkarten. Sind jedoch quantitative Werte relevant, werden diese meist anhand von unterschiedlichen Strichstärken dargestellt.
Die Transport- oder Bewegungsrichtung ist die zentrale Aussage von Vektorkarten. Sie wird in der Regel mit Pfeilen dargestellt. Geschwindigkeiten können durch mehrere Pfeile hintereinander dargestellt werden. Bei mehreren parallel verlaufenden Pfeilen wird durch Verringerung des Abstandes zwischen den Linien ebenfalls eine höhere Geschwindigkeit impliziert. Ist die Zeitdauer relevant, kann sie neben der Bewegungslinie angeschrieben werden oder es können Zeitmarken auf den Pfeilen angegeben werden. In Banddiagrammkarten ist die Richtung meist zweitrangig, kann jedoch auch mit Pfeilen angedeutet werden.
Eine Erläuterung der Banddiagramme und Vektoren in einer Kartenlegende ist unumgänglich, wobei die Bedeutung von Wertmassstäben, Linienbreiten und Linienscharen aber auch qualitative Unterteilungen verdeutlicht werden. Eine Bandbreite kann für einen festen Wert aber auch für ein Werteintervall stehen. Die Werteskala richtet sich nach dem darzustellenden Datensatz und der Aussage, welche man mit der Karte machen möchte. Um Platz zu sparen und die Karte übersichtlich zu halten sind progressive Skalen sinnvoll. Dabei nimmt der Intervallwert progressiv zu, die Veränderung der Bandbreite bleibt jedoch konstant. Die Gefahr bei einer progressiven Skala liegt darin, dass die Werte in der Karte falsch interpretiert werden. Um die Diagramme richtig zu lesen muss zwingend die Legende konsultiert werden.
In diesem Abschnitt wird auf einige wichtige Aspekte eingegangen, welche bei der Erstellung einer Banddiagramm- oder Vektorkarte beachtet werden sollten.
Banddiagramme und Vektoren haben im Gegensatz zu topografischen,
linearen Darstellungen, wie zum Beispiel der Linienführung von
Bahnlinien und Strassen, nicht den Anspruch grundrisstreu zu sein.
Bei Banddiagrammen spielen häufig Anfangs- und Endpunkt einer
Bewegung eine wichtige Rolle, die genaue Linienführung ist oft
zweitrangig. Ist dies der Fall, genügt es, diese zwei Punkte durch eine
gerade oder leicht gekrümmte Linie miteinander zu verbinden. Beziehen
sich Banddiagramme direkt auf die Transportwege (z.B. Strassen, Seewege
Stromleitungen etc.) werden die Bänder an Stelle der
topografischen Signaturen der Transportwege stark generalisiert dargestellt. Je nach Breite der
Bänder sind zusätzlich Lageverschiebungen nötig damit ein klares Bild entsteht.
Bei Vektoren liegt der Schwerpunkt auf der Richtung
des Pfeils und dieser steht nur für eine Bewegung, nicht aber
für eine in der realen Welt vorhandene lineare Ausgestaltung. Besteht
ein Bezug zu einem Linearen Objekt in der realen Welt, welches jedoch nicht
relevant ist, wird nur die ungefähre Richtung einer Bewegung vermittelt und auf
den genauen Verlauf verzichtet. Dies ist im folgenden Beispiel zu beobachten:
Die Pendlerströme führen nicht entlang einer Strasse sondern zeigen
lediglich die Richtung an, in welche sich die Pendler bewegen.
Imhof (1972) unterscheidet bei Banddiagrammen
zwischen handels- und verkehrsstatistischen Darstellungen. Bei einer
handelsstatistischen Darstellung ist der Leser der Karte nur am Start- und am
Zielpunkt eines Transportes oder einer Bewegung interessiert. Der Weg zwischen
diesen beiden Punkten ist nicht relevant. Folglich werden in
handelsstatistischen Karten lediglich Start- und Zielpunkt der Bewegung
verbunden. Die Diagramme zeigen die Menge des bewegten Gutes vom Start zum
Endpunkt an. Der zurückgelegte Weg kann somit nicht nachvollzogen
werden. In verkehrsstatistischen Darstellungen spielt der gewählte Weg zwischen
Start und Ziel eine wichtige Rolle. Somit werden nicht nur Start und Endpunkt
einer Bewegung verbunden, sondern der zurückgelegte Weg wird ebenfalls
dargestellt. Die transportierte Menge wird für jeden Streckenabschnitt
dargestellt. Diese Methode wird oft zur Darstellung von Verkehrsaufkommen
verwendet.
Die folgenden Beispiele veranschaulichen den
Unterschied zwischen handelsstatistischen und verkehrsstatistischen
Darstellungsmethoden. Bewegen sie die Maus über eine der Grafiken, um
ein entsprechendes Beispiel zu sehen.
Treffen sich mehrere Banddiagramme in einem Knoten (zum Beispiel Verkehrsströme, die in eine Stadt führen), hat dies oft Konflikte in der graphischen Gestaltung und Lesbarkeit der Karte zur Folge. Je näher man einer Stadt kommt, desto höher wird in der Regel das Verkehrsaufkommen was ein breites Banddiagramm zur Folge hat. In Stadtnähe fällt es dann schwer, die einzelnen Ströme voneinander zu unterscheiden. Die Karte wird an dieser Stelle schwer lesbar. Abhilfe schafft dabei vor allem der Grundsatz, bei der Bandbreite möglichst zurückhaltend zu sein. (Imhof 1972, S. 195)
Ein weitere graphische Knacknuss ist die Verbindung von
Ortsignaturen mit einmündenden Banddiagrammen. Gute
Darstellungen erreicht man meistens, wenn für die Ortsignaturen
einfache Symbole wie Kreis- oder Quadratflächen verwendet werden.
Ausserdem muss durch Generalisierung und Verschieben versucht werden
eine sinnvolle und gut lesbare Darstellung zu erhalten. |
Im Folgenden werden vier unterschiedliche Typen von Banddiagramm- und Vektorkarten anhand von Beispielen genauer betrachtet.