Thiessen-Polygone
Thiessen-Polygone – auch Voronoi-Polygone oder Voronoi-Diagramme genannt –
sind eine wesentliche Methode, um Nähe (Proximität) bzw. Nachbarschaften zu analysieren.
Thiessen-Polygone (vgl. Abbildung unten rechts) können verwendet werden, wenn
Regionen gesucht sind, die am nächsten zu einem Punkt aus einer Menge von
unregelmässig verteilten Punkten liegen. Ein Thiessen-Polygon definiert im
zweidimensionalen Fall eine Fläche um einen Punkt, in der jede Raumstelle näher
an diesem Punkt liegt als an irgendeinem anderen Punkt. Solche Konstrukte können
auch in höheren Dimensionen gebildet werden, wobei dann Thiessen- oder
Voronoi-Polyeder entstehen statt Polygone.
Man kann Voronoi-Diagramme auch um Linien bilden, was dann zu komplexeren
Formen führt (siehe untenstehende Abbildung). In dieser Unit beschränken wir uns
jedoch auf den einfachsten und am häufigsten verwendeten Fall von
Thiessen-Polygonen für Punkte. Eine weiterführende Diskussion bietet (1999).
Da Thiessen-Polygone einem in der Natur (z. B. Zellen von Pflanzen,
aneinander stossende Seifenblasen) und in den Raumwissenschaften häufig
beobachteten Organisationsprinzip entsprechen, sind die Anwendungsmöglichkeiten
mannigfaltig. Zum Beispiel wurden Thiessen-Polygone verwendet, um aus
unregelmässig und isolierten Bodenstichproben Bodenkarten zu erstellen. Dabei
wurde davon ausgegangen, dass nichts weiter über den Raum zwischen den
Stichproben bekannt ist und die Grenzlinie zwischen zwei Stichproben mit
unterschiedlichem Bodentyp willkürlich auf halben Weg zwischen ihnen liegt
(Beispiel aus (1997, S. 48). Die
Thiessen-Polygone können auch verwendet werden, um Einzugsgebiete von Geschäften
oder Dienstleistungseinrichtungen abzugrenzen, wenn keine weiteren Informationen
zur Verfügung stehen. Eine andere Anwendung ist der Versuch, den Einflussbereich
von zentralen Orten zu definieren.
Konstruktion von Thiessen-Polygonen
Wie werden Thiessen-Polygone konstruiert? Die Lösung liegt in
ihrer geometrischen Bedeutung begründet. Da Thiessen-Polygone jeweils
alle Raumstellen enthalten, die näher beim dazugehörigen Zentrum liegen
als bei irgendeinem anderen Zentrum, liegt auf der Hand, dass jede Kante
eines Thiessen-Polygons jeweils den geometrischen Ort aller Raumstellen
auf dieser bildet, die von zwei Zentren gleich weit entfernt liegen.
Weil dem so ist, können die Kanten von Thiessen-Polygonen als
Mittelsenkrechte auf die Verbindungslinie d zwischen jeweils zwei Zentren gebildet werden.
Mittelsenkrechte konstruiert man durch Schneiden zweier Kreise mit
Radius d um die betroffenen Paare
von Zentren, wie dies die Abbildung unten zeigt. Die Schnittpunkte der
verschiedenen Mittelsenkrechten bilden die Eckpunkte eines
Thiessen-Polygons.
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Die Ermittlung von Thiessen-Polygonen im Raster ist übrigens
auch möglich. Im Raster kann zwar nicht mehr von Polygonen gesprochen
werden, doch ist die Berechnung von Proximitätszonen sehr einfach zu
bewerkstelligen. Von einer Anzahl von Punkten aus, gegeben als einzelne Zellen in
einem Raster, kann ganz einfach eine Distanztransformation berechnet werden.
Die Berechnung im Raster hat den Vorteil,
dass auch sehr einfach nicht euklidische Metriken, Gewichtungsfaktoren
usw. eingeführt werden können. Mehr zu diesem Thema folgt in der Lektion
Erreichbarkeit des Intermediate Levels.
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