Distanzzonen: Distanzpuffer und Distanztransformation
Neben der Ermittlung von (kürzesten) Distanzen zwischen Objekten ist
eine weitere wichtige Anwendung in einem GIS das Festlegen von Distanzzonen. Mit
dieser Funktion wird jeder Raumstelle ein Distanzwert zum entsprechend nächsten
Bezugsobjekt zugewiesen. Die Bildung von Distanzzonen ist für Vektor- und
Rastermodell in der Lösung sowie in der Verwendung verschieden.
Vektormodell
Vektormodelle werden meist zur Modellierung von
randscharfen Phänomenen verwendet. Distanzzonen im Vektormodell ergeben wiederum
klare, randscharfe Polygone. Es wird deshalb der Begriff Distanzpuffer (engl.
buffer) anstelle des allgemeineren Begriffs Distanzzone verwendet. Die
Berechnung eines solchen Distanzpuffers ergibt als
Resultat immer eine Fläche (d. h. ein Polygon), egal, ob von Punkten, Linien
oder Flächen ausgegangen wird. Gesucht ist die Umrisslinie (Grenzlinie) dieser
resultierenden Fläche, die in einem Abstand l das Ausgangsobjekt umrandet (vgl. untenstehende Animation). Der
Berechnung von Distanzpuffern liegt eine euklidische Metrik zugrunde.
Weitergehende Möglichkeiten, wie sie im Rastermodell einfach realisiert werden
können, sind nur aufwendig erreichbar. So können ineinander geschachtelte
Distanzzonen (z. B. 0–500 m, 501–1000 m, 1001–2000 m) nur durch wiederholte
Berechnung und anschliessendes Verschneiden der Puffer als Polygone (engl.
polygon overlay) realisiert werden. Die Möglichkeiten der Pufferbildung im
Vektormodell sind beschränkter als beim Rastermodell. Dennoch gibt es einige
Möglichkeiten, Distanzpuffer zu variieren (Animation unten):
- Die Form eines Puffers kann variiert werden. So kann z. B. das Ende von
Puffern um Linien entweder flach oder rund sein.
- Pufferdistanzen können abhängig von einem Attributwert der Ausgangsobjekte
berechnet werden. Beispielsweise bestimmt die Sendeleistung von
Mobilfunkantennen ihre Reichweite.
- Puffer können auch nur einseitig gebildet werden, z. B. Bauverbotszone um
einen See.
Rastermodell
Die Bildung von Distanzzonen im Rastermodell weist
jeder einzelnen Rasterzelle einen Distanzwert entsprechend ihrer Distanz zur
nächstgelegenen „Quellenzelle“ zu. Dadurch ergibt sich ein quasi-kontinuierliches
Resultat. Da der Raum also entsprechend der Distanz zu
bestimmten Objekten transformiert wird, kann im Rastermodell von einer
Distanztransformation gesprochen werden: Im Rastermodell kann für die
Distanztransformation eine geeignete Metrik gewählt werden: euklidische Metrik,
Manhattan-Metrik oder eine Metrik, die zusätzlich zur Manhattan-Metrik
(4er-Nachbarschaft der Rasterzellen) auch die diagonalen Nachbarn
(8er-Nachbarschaft) einbezieht. Zusätzlich können auch Wegkosten oder Wegzeiten
als Kostenoberflächen berücksichtigt werden. Kostenoberflächen enthalten
Informationen über den pro Zelle variierenden Aufwand, der geleistet werden
muss, um eine Distanz zurückzulegen. Eine quasi-kontinuierliche
Raster-Distanztransformation kann man elegant durch eine einfache Einordnung in
klassierte Distanzzonen umformen (z. B. Distanzzonen bis 250m, bis 500m usw.).
Die Genauigkeit des Resultats richtet sich allerdings direkt nach der Auflösung
(Maschenweite) des Rasters.
|
Vektormodell |
Rastermodell |
Bezeichnung |
Distanzpuffer |
Distanztransformation |
Metrik |
euklidische Metrik liegt der Berechnung zugrunde |
verschiedene Metriken sind möglich |
Modellierung |
randscharfe und klare definierbare Phänomene |
Phänomene, die eher kontinuierlich über den Raum variieren
|
Distanzzonen |
Verschneidung der Distanzpuffer mit polygon overlay.
Zusätzliche Variationen:
- Einseitige Puffer
- Gewichtete Puffer
(abhängig vom Attributwert des
Ausgangsobjekts)
- Form (flache/runde Enden) bei Linien
|
Klassierung der Distanztransformation (reclassify)
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variable Kosten |
unmöglich |
Einbezug von Kostenoberfläche als Aufwand der
Distanzüberwindung möglich
|
Genauigkeit |
abhängig von der Datengenauigkeit und Rechenpräzision |
von der Auflösung des Rasters abhängig |