Begriffe zur Graphentheorie und zu Netzwerken
Mit Graphen ist eine umfangreiche Begrifflichkeit verknüpft, die meisten
Begriffe haben aber eine einfache Definition. Ein Graph
besteht aus einer Menge von Knoten V und
Kanten E (Beispiel: Graph A).
Knoten repräsentieren Objekte, die Namen und andere
Eigenschaften haben können, z. B. eine Umsteigestation in einer U-Bahn. Eine
Kante ist eine Verbindung zwischen zwei Knoten z. B.
die Flugverbindung zwischen Zürich und Berlin. Zwei Knoten sind benachbart
(engl. adjacent), wenn sie durch eine Kante verbunden sind. Graphen können
visualisiert werden, indem man die Knoten durch Punkte und diese durch Linien
verbindet, welche die Kanten darstellen (Graphen A–K). Dabei darf man nicht
vergessen, dass der Graph unabhängig von der Darstellung definiert ist. Die
beiden Figuren A und B stellen den gleichen Graphen dar.
Ein
Pfad von Knoten s zu Knoten e in einem Graph
ist eine Liste von benachbarten Knoten. Ein einfacher
Pfad ist ein Pfad, auf dem sich keine Knoten wiederholen. Ein
zusammenhängender Graph besitzt von jedem Knoten zu
einem anderen Knoten einen Pfad. Ein nicht zusammenhängender Graph zerfällt in
zusammenhängende Komponenten (Graph C).
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Elemente eines Graphen |
zusammenhängend |
nicht zusammenhängend |
Ein Zyklus ist ein einfacher Pfad, bei dem der
erste und der letzte Knoten identisch sind (Graph E). Ein Graph ohne Zyklen wird
Baum genannt (Graph K). Bäume haben eine
hierarchische Struktur und werden oft explizit so dargestellt.
Graphen, in denen alle Kanten vorhanden sind, werden vollständige
Graphen genannt (Graph F). Graphen mit relativ wenigen Kanten
bezeichnet man als licht; Graphen, bei denen relativ
wenige der möglichen Kanten fehlen, werden als dicht
bezeichnet. Gewichtete Graphen (Graph G) sind Graphen,
bei denen den Kanten Zahlenwerte (Gewichte) zugewiesen werden, um Entfernungen
(zeitlich oder geometrisch) oder Kosten darzustellen. Dadurch werden mit dem
Graphen mehr Informationen verknüpft.
Ungerichtete Graphen:
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zyklisch |
vollständig |
gewichtet |
In gerichteten Graphen sind Kanten
"Einbahnstrassen" (Graph H); eine Kante kann von x nach y führen, aber nicht
von y nach x. Gerichtete Graphen ohne gerichtete Zyklen
(gerichtete Zyklen: alle Kanten zeigen in die gleiche Richtung) werden
gerichtete azyklische Graphen genannt (Graph I).
Gerichtete gewichtete Graphen werden Netzwerk genannt
(Graph J). Umgangssprachlich und in der Geographie wird der Begriff des Netzes
oder Netzwerks (engl. network) jedoch oft für alle Arten von Graphen verwendet.
Gerichtete Graphen:
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zyklisch |
azyklisch |
gerichtet + gewichtet = Netzwerk
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hierarchisch |
Es werden zudem planare von
nicht-planaren Graphen unterschieden
werden. Bei planaren Graphen handelt es sich um solche, die auf einer Ebene
abgebildet werden können, ohne dass ihre Kanten sich schneiden (vgl. Abbildung
E. im Gegensatz zu Abbildung F.).
Planare vs. nicht-planere Graphen:
Eine weitere einfache Darstellungsform für Graphen, die auch von einem
Digitalrechner bearbeitet werden kann, ist die
Adjazenzmatrix (engl. adjacency matrix). Es wird eine
Matrix von der Grösse VxV definiert, wobei
V die Anzahl der Knoten ist. Die
Felder werden auf 1 gesetzt, wenn eine Kante zwischen den Knoten z. B.
a und b existiert, und auf 0, wenn keine solche Kante vorhanden ist. Im
Beispiel gehen wir davon aus, dass von jedem Knoten eine Kante zu sich selbst
existiert. Ob man die Diagonale auf 1 oder auf 0 setzt, ist vom Verwendungszweck
abhängig. In manchen Fällen ist es günstiger, die Diagonalen auf 0 zu setzen.
Die Matrix heisst Adjazenzmatrix, weil die Struktur dieser Matrix angibt, welche
Knoten benachbart sind (d. h. adjazent). Etwas Ähnliches ist mit Gewichten
möglich: Dann werden anstelle des Werts 1 die Gewichte in die Felder
geschrieben.
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Adjazenzmatrix |
Matrix mit Gewichten |
Im Zusammenhang mit der Beschreibung und Analyse von Netzen wird oft der
Begriff der Topologie (engl. topology) gebraucht. Dieser Begriff und die
zugehörigen Konzepte werden im Modul "Räumliche Modellierung" ausführlich
erläutert. Die in untenstehender Abbildung dargestellten Netze besitzen
topologisch äquivalente Verbindungen, d.h. es handelt sich um topologisch
äquivalente Graphen.